Der Säbelschnäbler ist einer der Charaktervögel des Nordsee-Vorlandes mit seinen vielen kleinen Gras- und Schlamminseln. Sein Auftauchen und Verschwinden, die Zu- oder Abnahme der Brutbestände des Säbelschnäblers sind zu einem wichtigen Indikator für den Zustand des Nordsee-Wattenmeeres geworden.

Seit mehreren Jahren werden daher die Brutbestände des Säbelschnäblers von Mitarbeitern und Helfern der Naturschutzverbände und Verwaltungen der Nationalparks im Wattenmeer erfasst. Auf ausgewählten Probeflächen werden darüber hinaus Untersuchungen zum Bruterfolg der Säbelschnäbler und anderer Wattbewohner wie den Seeschwalben und Austernfischern durchgeführt.

SanoAK: Alexander Kürthy, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Brutgebiete (hellgrün), Überwinterungsgebiete (Blau) und ganzjährige Vorkommen (dunkelgrün) des Säbelschnäblers

Brutkolonien und Bestandsgrößen

In den Niederlanden

Auf den Halbinseln und Inseln der Provinz Zeeland, vor allem im Nationalpark Osterschelde, auf Texel und Ameland brüten jährlich mehrere Tausend Paare des Säbelschnäblers.

In Nordrhein-Westfalen

Parallel zur Zunahme der Brutpaare des Säbelschnäblers am niederländischen und niedersächsischen Wattenmeer brüten auch immer wieder einzelne Paare am Unteren Niederrhein im Landkreis Kleve.

In Niedersachsen

In der Weißen Liste der Brut- und Gastvögel Niedersachsens werden auch Vogelarten aufgeführt, die nicht auf der Roten Liste standen, deren Bestand aber durch verschiedene Maßnahmen des Natur-, Arten- und Umweltschutzes gesichert und erhöht werden konnte. Dazu zählen auch die Säbelschnäbler. Ihr Bestand hat sich seit 1976 mehr als verdoppelt.

Der Höchststand wurde 2005 mit 2100 Brutpaaren in Niedersachsen erreicht; seitdem hat er wieder deutlich abgenommen: 2007 und 2008 waren es nur noch etwa 1000 Brutpaare.

Als mögliche Ursachen für den Rückgang der Säbelschnäbler-Bestände in Niedersachsen führen die Vollzugshinweise zum Schutz von Brutvogelarten in Niedersachsen (2011) an:
“ Baumaßnahmen zum Küstenschutz
“ Störung durch Touristen an den Brut-, Mauser- und Rastplätzen der Vögel
“ Verluste durch Hochwasser
“ Verluste durch Viehtritt
“ Schadstoffbelastung und Verschmutzung des Meerwassers
“ Natürliche Sukzession im Laufe von Verlandungsprozessen
“ Infrastrukturmaßnahmen (Straßenbau u.a.)
“ Verluste durch Jagd und Verfolgung der Säbelschnäbler auf ihren Zugrouten und in ihren Winterquartieren
“ Nesträuber

Angestrebt werden Maßnahmen zur Wiedergewinnung und Erhalt der Lebensräume der Säbelschnäbler in Niedersachsen, um langfristig eine stabile Populationsgröße von mindestens 3000 Brutpaaren in Niedersachsen zu erreichen.

In Niedersachsen brüten die Säbelschnäbler vor allem auf den Salzwiesen, aber auch auf vegetationsarmen Flächen an der Küste des Wattemeeres und auf den ostfriesischen Inseln. Die höchste Dichte an Brutkolonien findet man aber im Ems-Ästuar.

Während die Jungvögel bereits im September zum Überwintern nach Frankreich, Portugal und sogar bis in den Senegal ziehen, folgen ihnen die Altvögel erst im November, nachdem sie sich im Wattenmeer gemausert haben. Einer der wichtigsten Mauserplätze liegt im Jadebusen. Säbelschnäbler sind ganze Jahr gut in Nessmersiel zu beobachten.

In Hamburg

Die bedeutendsten Brutplätze der Säbelschnäbler liegen in der Elbniederung – auf der Elbinsel Pagensand, in der Wedeler Marsch, in den Aufspülflächen von Hamburg, vor allem im Süderelbe-Gebiet. Nachweise außerhalb der Elbniederung sind dagegen eher selten.

Säbelschnäbler scheinen vor allem Spülfelder mit niedrigem Bewuchs und offenen Wasserflächen, die als Nahrungsraum brauchen, anzunehmen. Dabei ist es wichtig, dass das Wasser mit den Futterplätzen für die Nestlinge schon wenige Stunden nachdem sie geschlüpft sind, vom Nest aus leicht zu erreichen sind.

Ausnahmsweise wird auch schon einmal ein Getreidefeld mit Hafer, seit 1987 sogar ein Gewerbegebiet als Brutplatz angenommen.

Die ersten Brutnachweise für den Säbelschäbler auf Hamburger Gebiet beginnen mit dem Jahr 1932; in den 1920-ziger Jahren konnte der Säbelschnäbler hier noch beobachtet werden.

Eine jährliche Bestandsaufnahme der Brutbestände des Säbelschnäblers auf Hamburger Gebiet zwischen 1950 und 1991 verzeichnet mit der 1970-ziger Jahre einen sprunghaften Anstieg der Anzahl Brutpaare mit einem Höhepunkt 1982, um dann wieder rasch abzunehmen und 1990 das niedrige Ausgangsniveau der 1950-ziger Jahre mit ca. 10 Brutpaaren zu erreichen.

Interessant ist aber auch das jahreszeitliche Vorkommen des Säbelschnäblers auf Hamburger Gebiet: Die ersten Säbelschnäbler treffen Mitte März bis Anfang April ein. Der Höchststand wird Mitte April erreicht, um dann bereits Ende April/ Anfang Mai wieder deutlich abzusinken. Vermutlich treffen bis Anfang April immer mehr Säbelschnäbler am Ende ihres Rückfluges aus den im Süden gelegenen Überwinterungsgebieten hier ein, fliegen das Elbgebiet auf der Suche nach geeigneten Brutplätzen ab.

Nur etwa die Hälfte findet hier tatsächlich einen Brutplatz mit einem geeigneten Nahrungsgrund in der Nachbarschaft, der Rest dreht ab und verlässt das Hamburger Gebiet wieder. Zwischen Mitte August und Mitte September nimmt auch die Zahl der Brutvögel rasch ab, sie begegnen sich auf den Zug nach Süden zu ihren Überwinterungsquartieren. Einzelne Säbelschnäbler werden aber auch noch im Oktober und November beobachtet.

In Schleswig-Holstein

Allein an der Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste brüten jährlich etwa 5.000 Paare der Säbelschnäbler, davon rund 40% in den Salzwiesen von Dithmarsch – vor allem entlang der Halbinsel des Friedrichskoog.

Die restlichen 60% verteilen sich auf Brutkolonien in Nordfriesland, auf die Salzwiesen landeinwärts, auf Brutplätze im Beltringharder und im Rickelsbüller Koog, sowie entlang der Unterelbe.

Zeitweise lag im Eiderwatt der Grünen Insel bei Tönning mit 500 Brutpaaren in den späten 1970-ziger Jahren der größte Sägeschnäbler-Bestand der deutschen Nordseeküste.

Zählungen zum Bestand der Brutpaare des Säbelschnäbler gibt es seit 1965 im im Seevogelschutzgebiet des Hauke-Haien-Koog: 1965 waren es etwa 180 Brutpaare, zwei Jahre später bereits mehr als 370 Paare. In den Folgejahren sank die Zahl der Brutpaare kontinuierlich wieder bis auf ein Niveau von etwas mehr als 200.

Gefährdet ist das Leben der Nestlinge des Säbelschnäblers – hier werden sie auch Säbler-Pulli genannt – vor allem durch niederschlagsreiche und kalte Wetterperioden und durch räuberische Lachmöwen. Um ihre Jungen zu schützen, werden sie von den Eltern bald nach dem Schlüpfen aus den relativ offenliegenden Brutplätzen in Gelände mit besser Deckung und von dort teilweise bis in Vorland geführt.

Die ersten Säbelschnäbler treffen im Hauke-Haien-Koog etwa Mitte März ein, ab bereits 2 Wochen später ist die Zuzug der Brutpaare abgeschlossen.

Mitte Juni beginnen die Säbelschnäbler-Familien ins Vorland abzuwandern; Ende Juni ist bereits 1/3 der Brutvögel abgezogen. Bis einschließlich Oktober passieren nur noch durchziehenden Säbelschnäbler das Gebiet.

Ein weiteres, seit langem bekanntes Brutgebiet des Säbelschnäblers liegt auf den Salzwiesen zu beiden Seiten des Dammes zur Hamburger Hallig.

Im Spätherbst sammeln sich die Altvögel der Säbelschnäbler zur Mauser vor allem in der Helgoländer Bucht, bevor sie in den Süden zu ihren Überwinterungsplätzen ziehen. Einige dieser Säbelschnäbler bleiben aber in der Helgoländer Bucht und überwintern dort.

Auch an der Ostküste Schleswig-Holsteins brüten Säbelschnäbler, wenn auch wesentlich weniger an der Nordseeküste, z. B. an der Schlei, auf der Halbinsel Bottsand in der Kieler Förde, auf den Salzweisen am Kleinen Binnensee bei Lütjenburg, im Naturschutzgebiet Schwanenser See und im Naturschutzgebiet Graswarder bei Heiligenhafen. Im NSG Graswarder beispielsweise nutzen die Säbeschnäblers ganz unterscheide Biotope zum Brüten: Pflanzenlose moorige Flächen und niedrge Andelrasen hinauf bis zu den Grasnelken-Beständen.

im NSG Graswarder nahe der Flutgrenze sowohl auf vegetationslosen, moorigen Flächen, auf niedrigem Andelrasen bis in die Grasnelkenzone

Auch auf der Insel Fehmarn im Wasservogelreservat Wallnau, am grünen Brink und im Teichgebiet Sulsdrofer Wiek werden regelmäßig Säbelschnäbler eim Brüten beobachtet.

Brutkolonien in Dänemark

In Dänemark findet man die Säbelschnäbler am Rand des Wattenmeeres, in den zahlreichen Fjorden und an den durch Eindeichung von der Nordsee getrennten Brack- und Süßwasserseen.

In Nordwesteuropa findet man die Säbelschnäbler vor allem im Wattenmeer oder in durch Eindeichungen entstandenen Brack- und Süßwasserseen.

Ende April/ Anfang Mai kommen die Säbelschnäbler zurück zu ihren Brutgebieten an den Strandseen West-Jütlands vom Ringkøbing Fjord bis zum Nissum Fjord.

Eine der wichtigsten Mauserplätze der Altvögel des Säbelschnäblers liegt im Schlickwatt der Insel Rømø nördlich von Sylt, bevor sie im November weiter zu ihren Überwinterungsplätze in Südeuropa oder an der westafrikanischen Küste ziehen. Die Jungvögel sind bereits im September Richtung Süden aufgebrochen.