Die Anzahl der Brutpaare des Säbelschnäbler ist zwar im Vergleich zu den Brutvorkommen in Asien und Afrika relativ klein, aber Zugrouten und Zugverhalten sind für die Säbelschnäbler der Nordseeküste am besten untersucht.
Ganzjährige Vorkommen, Brut- und Überwinterungsgebiete des Säbelschnäblers
Ganzjährige Vorkommen des Säbelschnäblers gibt es in Afrika, Asien, West- und Südeuropa. Das größte zusammenhängende Brutareal der Säbelschnäbler reicht vom Schwarzen Meer, über den Südkaukasus, Zentralasien bis Ostasien.
Wesentlich kleiner und teilweise auch weit voneinander entfernt sind die Brutgebiete in Europa, Klein- und Vorderasien. Im Europa brüten die Säbelschnäbler auch in Estland, auf den schwedischen Inseln Gotland und Öland, an der südost-schwedischen Küste, in Dänemark, den Niederlanden, England, Frankreich, Spanien und Portugal.
Brutkolonien und Bestandsgrößen der Säbelschnäblers an der Nord- und Ostseeküste
Brutgebiete im Binnenland gibt es in Spanien, in Ungarn (vor allem am Plattensee) und im Wolgadelta. Auch im deutschen Binnenland existiert eine Brutpopulation des Säbelschnäblers, und zwar in der Elbe-Aland-Niederung in Sachsen-Anhalt.
Ganzjährige Vorkommen der Säbelschnäbler liegen in Europa ausschließlich an den Küsten. Sie liegen in den Niederlanden, Belgien, Südost-England, an der französischen Küste des Ärmelkanals, der französischen Atlantikküste, Nordspanien, Portugal, Südspanien, an der französischen Mittelmeerküste, auf Sardinien, Südfrankreich und Sizilien, an der Adria Nordostitaliens und Albaniens, sowie in Griechenland.
Ganze Schwärme von Säbelschnäblern aus Schweden, Dänemark, Deutschlands und Hollands fliegen im Juli zur Mauser zum Jadebusen oder ins Rheindelta. Ein Teil von ihnen überwintert dann dort auch.
Säbelschnäbler, die in Zentralasien brüten, ziehen im Winter an den Persischen Golf, in den Nordwesten Pakistans und Indiens, nach Myanmar oder an die Südost-Küste von China.
Interessant ist vor allem das Brut- und Zugverhalten des Säbelschnäblers in Afrika: Da sind einerseits die Überwinterungsquartiere der Gäste aus Europa und Vorderasien, die sich in einem breiten Streifen vom Roten Meer, über Ägypten, Lybien über die gesamte nordafrikanische Mittelmeerküste bis Marokko und von dort dann an der westafrikanische Küste entlang südwärts bis zum Senegal, Gambia und Guinea-Bisseau zieht und von dort am Südrand der Sahelzone weit ins Innere des Kontinents bis in den Südwesten des Sudans reicht.
Unabhängig davon bleibt die weltweit größte Zahl der Säbelschnäbler das ganze Jahr hindurch in Afrika, sie brüten und überwintern hier. Diese rein afrikanischen Bestände des Säbelschreiben besiedeln eine flächendeckende Zone von Eritrea und Djibouti südwestwärts über Äthiopien die Seenkette entlang des Ostafrikanischen Grabenbruchs bis Malawi und von dort weiter bis in die Küstengebiete von Südangola, Namibia, Südafrika und Mossambik. Vermutlich finden die Säbelschnäbler in diesem riesigen Gebiet das ganze Jahr hindurch Brutplätze und in unmittelbarer Nachbarschaft wasserführende Feuchtgebiete, die ihnen als Nahrungsplätze dienen. Allerdings trifft dies für Säbelschnäbler an der Peripherie im Osten dieses Verbreitungsgebiete nicht zu. Denn hier schließt sich ein Streifen von Überwinterungsgebieten an. Ob es sich hierbei um überwinternde, afrikanische Säbelschnäbler oder Zuzügler aus Europa oder Asien handelt, ist wohl noch nicht geklärt.
Der größte Teil der Säbelschnäbler, die im Ostafrikas und in Afrika südlich der Sahara brüten und nach der Brutzeit ihr Quartier wechseln, also Zugvögel sind, folgen nicht dem Wechsel von Sommer und Winterzeit wie ihre europäischen Artgenossen: Für sie sind Regen- und Trockenzeiten die bestimmenden Faktoren, um zwischen Brut- und Winterquartieren zu wechseln. Während der Trockenzeit ziehen die Säbelschnäbler in die Küstenregion, aber ohne dort zu brüten. Mit Beginn der Regenzeit kehren sie dann zurück in ihre angestammten Brutreviere.
Wann brechen die Säbelschnäblers der Nordsee zu ihren Winterquartieren auf?
Die Säbelschnäbler der Nordseeküste ziehen nach dem Ende der Brutsaison im Juli/ August zur Mauser ab. Im Oktober sammeln sie sich und fliegen entlang der ostatlantische Zugroute südwärts.
Wie verlaufen die Hauptzugrouten?
Die Säbelschnäbler aus den Brutgebieten an der Nordsee folgen der ostatlantischen Zugroute zunächst südwestwärts, dann südwärts. Ihre Überwinterungsquartiere liegen an der französischen, spanischen und portugiesischen Atlantikküste, wo sie in Buchten und Flussdeltas, aber auch in Salinen und Fischteichen überwintern. Ein Teil zieht jedoch weiter bis zur Atlantikküste Nordwestafrikas.
Brutvögel aus Zentral- und Südosteuropa ziehen zum Überwintern ans Schwarze Meer, in den Mittelmeerraum und an die Küste Nordafrikas, zu einem geringeren Teil sogar fliegen sie in Überwinterungsquartiere im Tschad und Sudan der Sahelzone.
Säbelschnäbler, die im Mittelmeergebiet brüten, folgen keiner gemeinsamen, gerichteten Zugroute. Die Vögel jeder einzelnen Brutkolonie suchen sich vielmehr unabhängig von anderen Brutkolonien geeignete Winterquartiere in der Nähe.
Der größte Teil der Säbelschnäbler, die im Ostafrikas und in Afrika südlich der Sahara brüten, folgen nicht dem Wechsel von Sommer und Winterzeit, für sie sind Regen- und Trockenzeiten die bestimmenden Faktoren, um zwischen Brut- und Winterquartieren zu wechseln. Während der Trockenzeit ziehen die Säbelschnäbler in die Küstenregion, aber ohne dort zu brüten. Mit Beginn der Regenzeit kehren dann zurück in ihre angestammten Brutreviere.
Rastplätze auf dem Weg nach Süden
Hauptrastplatz auf dem Weg nach Süden für Säbelschnäbler von den Brutrevieren in Skandinavien ist das niedersächsische Wattenmeer. Weitere Rastplätze liegen im EU-Vogelschutzgebiet am niedersächsischen Ufer der Unterelbe und im Hochwasser-Speicherkoog von Dithmarschen.
Säbelschnäbler, die am niederländischen und deutschen Wattenmeer brüten, rasten natürlich weiter südlich: an der südfranzösischen Atlantikküste, in Spanien oder Portugal.
Ein relativ neuer Rastplatz der Säbelschnäbler auf ihrem Zugweg nach Süden liegt in Galizien, und zwar in der Bucht des Rio Mandeo am Strand Fiobre bei Bergondo. Rastende Säbelschnäbler wurde dort zum ersten Mal im Jahre 2011 beobachtet. Diese Vögel kommen vermutlich aus Brutkolonien, die im Süden Englands liegen.
Winterquartiere des Säbelschnäblers
Kleinere, isolierte Überwinterungsgebiete gibt es auch in Europa, und zwar an den Küsten Ost- und Südenglands, von Wales, Frankreichs, Spaniens, Portugals, Italiens einschließlich Sardinien und Sizilien, Albaniens, Griechenlands und Rumäniens. In milden Wintern bleiben die Säbelschnäbler auch den Winter hindurch in einigen dieser Brutgebiete. Dort wird der Säbelschnäbler mit der fortschreitenden Klimaerwärmung allmählich vom Zug- zum Standvogel.
Der größte Teil der Säbelschnäbler, die von der Nordseeküste kommen, überwintert jedoch am Mittelmeer, an der nord- und westafrikanischen Küste.
Der Zug des Säbelschnäblers zurück in die Sommerquartiere
Säbelschnäbler beginnen mit dem Rückflug aus dem Mittelmeerraum und Afrika zurück an die Nordsee meist schon im Februar; oft haben sich dann schon feste Paare gebildet. Und sobald sie in den Brutrevieren eintreffen, beginnen sie mit Balz und Nestbau.
Bei der genauen Rückverfolgung der Zugrouten vom Überwinterungs- ins Brutquartier gibt es allerdings eine Schwierigkeit:
Während andere Zugvögel jedes Jahr wieder in ihr angestammtes Brutrevier zurückkehren, in dem einst auch aus dem Ei geschlüpft sind, trifft dies auf die Säbelschnäbler nicht uneingeschränkt zu. Säbelschnäbler sind eher Opportunisten, wie es sich auch in ihrem Nestbauverhalten, der Verteidigung ihrer Nestlinge und der Wahl ihrer Nahrungsgründe zeigt. Es kommt vor, dass Säbelschnäbler, die beispielsweise vom niedersächsischen Wattenmeer, sich auf Rückweg aus dem Winterquartier unterwegs einer anderen Gruppe von Säbelschnäbler anschließen und dann unterwegs deren Brutrevier z.B. in den Niederlanden, in Augenschein nehmen und dann einfach dort zum Brüten bleiben. Allerdings fehlen bisher exakte Angaben an Hand von beringten Vögeln, wie hoch der Anteil an solchen „Opportunisten“ ist.
Im Wattenmeer der Nordsee ist der Bestand des Säbelschnäblers zur Zeit nicht gefährdet. Er hat sich an vielen Brutplätzen in den letzten 20 Jahren sogar verdoppelt.
Allerdings kommt es immer wieder an einzelnen Standorten zu Rückschlägen in der Zahl der Brutpaare. Ein hoher Prozentsatz der Bruten geht durch Sturmfluten und Hochwasser verloren. Außerdem spielen außerdem der Schutzgebiete der Wattbewohner Störungen durch Wassersportler und Badegäste eine Rolle ebenso wie Baumaßnahmen, vor allem Eindeichungspläne.
Anders sieht es aus in den Überwinterungsquartieren in Nord- und Westafrika. In einigen Staaten herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände; da wird auf Zugvögel, wenn sie zwischen die Fronten geraten, keine Rücksicht genommen. Außerdem spielt rund ums Mittelmeer leider immer noch die Jagd auf Wasservögel eine Rolle – ob legal oder nicht.